KAMMERSCHIEN - SELBSTHILFE PUR
LEBENSKUNST ist kein Zuckerschlecken
- sondern das gelungene Leben
Die Menschen dieser drei Höfe waren für die Sicherheit der Menschen im Tal überlebenswichtig. Berge sind unberechenbar. Immerhin hatten sie nun schon Telefon dort oben, auch von der EU gesponsert. - “Das Leben hier oben ist sicherlich nicht leicht - werdet ihr denken!” sagte uns der eine Bauer, aber wir sind damit aufgewachsen. “Wir wissen, dass man hier keines natürlichen Todes sterben wird. Entweder wirst Du vom Blitz erschlagen, oder von einem Steinschlag getroffen oder Du verkugelst* Dich!” (* = stürzt den steilen Hang herunter). Auf dem Rückweg zum Quartier überlegten wir immer wieder: “Möchten wir mit den Menschen von Kammerschien tauschen?” Allein der mühsame Weg ließ es immer wieder auf ein NEIN hinauslaufen. - Aber wir erlebten doch die Menschen in der kurzen Zeit so ganz anders als unsere Mitmenschen in der uns vertrauten Umgebung. Sie sangen beim Kartoffel-Roden, Sie setzten sich für einen kleinen Klönschnack eben mal auf den Boden zu uns, um sich Zeit für uns zu nehmen.
Seit 1993 soll es nun doch auch einen festen Weg für Autos zu den da doch schon verlassenen Höfen geben. Denn diese Höfe hatten die jungen Leute damals nicht übernehmen wollen und bald musste der letzte Bewohner in ein Pflegeheim im Tal wechseln. Und von da an musste man irgendwie zusehen, wie das bewohnte enge Tal vor dem unberechenbaren Berg (“Eidechsspitze”, 2730m) geschützt wird. Mit viel Geld, mit viel Straße, mit viel Zähneknirschen… Lebenskunst bedeutete damals für die Menschen im guten Sinne SELBSTHILFE PUR! - Denn selbst die medizinische Nothilfe mit dem Hubschrauber war nur mit riskantem Aufwand möglich
.
Christel Prüßner, Dersenow Oktober 2023
bereits veröffentlich
im Web gefundene Informationen, die nachdenklich machen:
"Bis 1993 war Kammerschien nur zu Fuß oder mit der Materialseilbahn
erreichbar, heuer feiert man dort 25 Jahre PKW-Verkehr!? Seitdem geht
auch kaum mehr jemand zu Fuß hinauf und entsprechend verwahrlost ist der
alte Steig von Schaldern aus. Rustikal geht es zu, die Brennesseln
erfreuen sich der Ruhe und wuchern vor sich hin, doch wir kämpfen uns
tapfer weiter. Ein kurzer Blick zum Schmansner Wasserfall und schon
stehen wir an der zauberhaften Lichtung mit den Kammerschiener Höfen. Es
wird kräftig gebaut und renoviert, seit der Materialnachschub einfacher
funktioniert.
Trotzdem hat der Ort seinen Reiz bewahrt, hoch über dem Pfunderer Tal in
der Bergeinsamkeit. Wir steigen ein wenig auf den Almwiesen herum auf
der Suche nach Ausblicken und Fotomotiven, treffen neugierige Anwohner
und bestaunen die neue Kapelle.
Gipfelziele finden wir heute nicht und ziehen uns bald wieder zurück
nach Schaldern. Der Steig erfordert ein wenig Aufmerksamkeit und
sicheren Tritt, bringt uns aber in rasender Geschwindigkeit zurück zum
Auto. Der Rückreiseverkehr im Pustertal hat sich beruhigt und wir finden
einen freien Tisch in Obervintl zum entspannten Ausklang eines ruhigen
Sonntagsausflugs mit und ohne PKW."