..„Grüss Gott!“ - Selbst
beim Lesen dieser beiden Worte durchfährt manchen Mitmenschen so
eine Art "heiliger Schreck“. Und dann wird schnell scheinbar
fröhlich geantwortet mit: „Ja, wenn ‘denn siehst“ Dabei
sage ich damit doch eigentlich gar nichts anderes als: Lieber
Mitmensch, ich bin ein Geschöpf meines Gottes und ich hoffe, daß
ich ihn derart angenehm repräsentiere, daß es für
Dich und mich eine angenehme Begegnung wird!“ oder eben kurz: „Ein
Gruß von meinem Gott!“ Warum sollte ich mich auch nicht zu
meinem Gott bekennen. Mir fällt das nicht schwer. Nun kann es
grad daran liegen. Daß die anderen Menschen um mich herum, mit
ihrem Gott doch noch nicht so im Klaren sind. Was sagt jemand, der
seinen Gott an der Börse anbetet und seine Heilige Schrift der
tägliche Kurszettel ist? Das ist gar nicht abwertend gemeint,
weil ich immer hoffe und sogar davon ausgehe, daß jeder sich
auf einen guten und liebenden Gott verlassen darf. Dort tritt er
vielleicht in lebendiger Form als Idol auf, da in Form eines
Gegenstandes in der Natur, oder vielleicht ist es eine große
Idee. - „Woran Du Dein Herz hängst, daß ist Dein Gott!“
sagte vor 450 Jahren Martin Luther und damals war es nicht so
einfach, zu sagen: Mein Gott ist nicht der Gott, der in den Kirchen
angebetet wird. Das war damals schon eher lebensgefährlich. Aber
heute. Mir scheint, als hätten wir heute vor einander Angst,
anderen zu sagen, wo die Quelle des eigenen Standortes liegt, das
macht mich scheinbar verletzlich, angreifbar, vielleicht sogar
schutzlos? - Ich persönlich kann dem nicht zustimmen, ich fühle
mich „sauwohl“ in meiner Haut. Nicht alles, was mein Gott von mir
erwartet, finde ich so richtig „pralle“, und das wage ich ihm
entgegenzuhalten. Ich habe nicht den Eindruck, daß mir das
schadet. Mein Gott hat mir ein schönes Leben geschenkt, eines,
das ich allen Menschen so ähnlich wünsche. - Und darum:
Wenn ich einem anderen Menschen begegne, sage ich eben „Grüß
Gott!“
|