OFFEN GESAGT...
Juli 1999 |
Freuen Sie sich |
Oder besser: Offen gefragt: „Freuen Sie sich?“ – Ihre erste Reaktion wird sein: „Worüber?!“ – Und fällt Ihnen wirklich nichts ein, worüber oder worauf Sie sich freuen können? – Weihnachten ist noch eine Weile hin, Geburtstag war erst – ach ja, der Urlaub, es wird ja auch Zeit! „Freuen Sie sich?“ – „Ja, wenn Sie so fragen, doch, auf die Reise im August, das wird bestimmt schön!“ – Fragen Sie mal ein Kind: „Freust Du Dich?!“ Wie schnell fällt dem von ganz alleine etwas ein, von dem es wie befreit sprechen mag. Unsere Sprache ist ein kleines offenes Geheimnis und sie erzählt oft mehr, als wir beim ersten schnellen Hinhören wahrnehmen können – oder möchten? Freuen, Freude, Frei, (be)freien, Friede, (be)frieden – alles hat eine einzige Quelle: Friede! Könnte es sein, daß uns der Frieden abhanden gekommen ist, der innere Friede? Vitas, ein Konfirmand in Eldagsen sammelte vor wenigen Tagen lauter Dinge, die ein Menschen verlieren kann, und die für Geld nicht wieder zu holen sind; sondern, die gesucht werden müssen, die gefunden werden wollen. Und er entdeckte dabei, daß auch die Freude und der Friede verloren gehen können. Aber wo finde ich sie dann wieder? Wir beide entdeckten ein altes, scheinbar bewährtes Rezept, es steht in der Bibel, aber die Kinder unserer Zeit machen uns es unbefangen vor: Einfach das erkennbar Sichere stehen lassen und sich auf die Suche machen nach dem Verlorenen und dann mit großer Freude finden. Offen gesagt: „Freuen Sie sich doch mal wieder!“ |
Christel Prüßner, Religionspädagoge und Diakon |