OFFEN GESAGT...
November 2004 |
Tot gesagte leben länger! |
„Tot gesagte leben länger!“. Das ist wieder so ein Schnack - Aber passt das in diesen Tagen? Für morgen werden viele Menschen einen zusätzlichen Besuch auf dem Friedhof vorgesehen haben; „Totensonntag“ oder „Ewigkeitssonntag“ – Trauer und Hoffnung? Wir moderne Menschen tun uns so schwer, mit dem Sterben umzugehen. Da wird uns eine Grenze aufgedrängt, aufgezwungen. Das macht betroffene Menschen ganz tief drinnen sogar ärgerlich, wütend. Alles haben wir Menschen längst geschafft, aber die Sache mit dem Sterben hat noch keiner abschaffen können. Tot ist so grausam entgültig. Gemeinschaften werden gestört, manchmal auch zerstört, die begreifbare Wärme zu dem anderen Menschen ist auf einmal nicht da, die vertrauten Worte, der verständliche Blick. Tot? Kürzlich sagte mir eine Frau, die vor einem Jahr das Sterben der langjährigen Freundin miterleben durfte: „Anfangs ging ich jede Woche mehrmals zum Grab, ich musste weinen, ich war ärgerlich, dass sie einfach so gegangen ist, ich konnte das nicht verstehen. Aber mehr und mehr merkte ich, sie ist nicht gegangen, wir haben nur ein wenig mehr Abstand von einander bekommen. Und jetzt erlebe ich, wie ich ihr ganz neu von einer anderen Seite begegne! Auf dem Papier stand „gestorben“, aber wie soll auf dem Papier das stehen, was jetzt ist, ich kann es gar nicht in Worte fassen!“ Darum ist es eben auch kein alter Brauch am Totensonntag zum Friedhof zu gehen, das Grab nett aussehen lassen. Es ist die Begegnung mit vertrauten Menschen – auf eine ganz neue Art – in den Tränen den Trost entdecken – ganz neu – verbunden mit der Hoffnung, dass mit dem Sterben nicht alles aus ist. Mein Lesetipp in der Bibel: Psalm 126, 5+6 und dazu passt auch Johannes 11 .. |
Christel Prüßner, Religionspädagoge und Diakon |