OFFEN GESAGT...
April 2008 |
"Kon-Fir-Ma-Tion" |
....Was ist das: Alter 14 Jahre, freut sich auf Sonntag und Montag und hat schon sehr konkrete Pläne mit den erwarteten Geldgeschenken? Auflösung: Eine Konfirmandin – ein Konfirmand. Als ich im April 1972 meinen Dienst als Diakon begann, wurde ich schon nach wenigen Tagen immer wieder von Erwachsenen angesprochen „Sagen Sie mal, wer kommt denn dieses Jahr raus!?“ - Raus?, wer soll wo rauskommen? - gemeint war die „Kon-Fir-Ma-Tion“ [auszusprechen mit gespitzten Lippen]. Es hat sich rund um die Konfirmation wirklich viel getan. Damals spiegelte sich in der Frage nach dem „Rauskommen“ noch die Erinnerung in den Erwachsenen wider. Konfirmation = Ende der Schulzeit für die meisten Schüler = Beginn des Berufslebens. Geblieben ist das eher fremde Wort und der feierliche Rahmen mit Gottesdienst und Festessen. Konfirmation – schwer zu übersetzen in unsere Zeit: „Befestigung, Bekräftigung“ - heute, wo doch alles eher „im Fluss“ ist. Es sind nicht mehr die unbedarften Mädchen und Jungen, die vor 50 Jahren zum ersten Mal wie kleine Erwachsene auftraten, sondern sie sind scheinbar „weiter“. Sie haben heute gar nicht so selten schon viele Höhen und Tiefen meistern müssen, in ihren 14 Lebensjahren. Einer von dreien dieser Altersgruppe hat bereits eine handfeste Familienkrise miterleben müssen – Trennung der Eltern; die Schule hat in den Tagesablauf der jungen Menschen auf eine Weise eingegriffen, dass Schule bei einigen schon seit der fünften Klasse wie ein Gefängnis wirkt. Und da mitten drin trafen sich Gleichaltrige aus der Kirchengemeinde, am Anfang mit spürbarer Neugier und dann mit wachsender Bereitschaft, sich auf die Gedanken, auf das Denken anderer einzulassen, mit den eigenen Ansichten in Überprüfung zu bringen – sich selbst als stark erleben zu können, Bestätigung zu finden für das was als Wahr und Glaubwürdig angesehen wird – zu streiten und dann auch erleichternd zu lachen, wenn der eigene Zweifel von gestern einer Gewissheit weichen kann. Sie beginnen zu begreifen „Wenn ich stärker werden will, muss ich neben meinen Stärken auch meine Schwächen kennen, ich muss wissen, auf was ich mich verlassen kann, wo ich mein Vertrauen verankern darf“ - Eltern, Freunde, und durchaus meist noch sehr im Nebel verborgen, der Gott, dem sie so überraschend oft durch die Worte oder das Handeln anderer begegneten. „Willst Du in diesem Glauben bleiben und soll damit in dir ein stark-machendes Vertrauen wachsen?“ So werde ich am Sonntag die Konfirmanden von Alferde und Eldagsen fragen und ihre Antwort darf dann vorformuliert lauten: „Ja, mit Gottes Hilfe“ - Es geht nicht um das „Rauskommen“ sondern um das Entdecken, ich bin nicht für alles in meinem Leben verantwortlich, ich darf mich auch auf ein Vertrauen einlassen, auf eine Partnerschaft, auf eine verlässliche Freundschaft, auf eine tragfähige Liebe. - Die jungen Menschen, die ich jetzt vor Augen habe, ahnen längst, welche Schätze sich in diesem Vertrauen verbergen und ich schenke ihnen gerne von dem Segen, der mich auch bis hier her gebracht hat – Denn Konfirmation ist der Anfang. Und warum solch einen Anfang nicht angemessen feiern und sich auf das Fest freuen und auf die Geschenke und auf den schulfreien Montag, das gehört alles zusammen – gewissermaßen als Startkapital. |
Christel Prüßner, Religionspädagoge und Diakon |