DA 2009-01-20

„NICHTS IST UNMÖGLICH“
 

Eine meiner Lebensformeln lautet: „Wenn es in Deinen Gedanken Platz hat, dann ist es auch möglich!“. Nichts ist unmöglich? - Das kann sogar zu einer Erkenntnis wachsen, die mich anfangs das Fürchten lehrte. - es ist dreißig Jahre her, in einer kleinen Druckerei in Hannover faszinierte zwei Dinge: Beim ersten Besuch in den Geschäftsräumen hing ein Plakat aus der eigenen Werkstatt, „Bei uns ist nichts unmöglich, alles wird sofort erledigt, nur Wunder dauern etwas länger!“ Als ich damals unsere Verlobungskarten abholen durfte, lagen sie schon seit fast einer Woche fertig bereit, das war ein mir unbekanntes Tempo, ich hatte es der Firma nicht zugetraut, doch vorweg gleich an der Tür die Begrüßung, die Frau, die für die Auftragsannahme zuständig war, erinnerte sich sofort an meinen Namen – unmöglich, wie schaffte sie das? Wie lange brauche ich auch heute noch, die Namen der Konfirmanden mit zu merken. - Etwa zu gleich Zeit: Ich sehe die Großmutter vor mir, die von ihrer Enkelin einen Fernseher geschenkt bekam, damit die oft Stunden einsam und allein dasitzende Frau wenigstens etwas sich bewegendes von der Welt mitbekam, was ihr nach einem lange zurückliegenden Unfall und seinen dauerhaften Folgen nicht möglich war; sie saß schon viele Jahre in ihrem kleinen Zimmerchen irgendwo in einem tagsüber einsamen Dorf. Und dann sah sie die Menschen da auf dem Bildschirm, „wie ist das möglich, wie kommen all die kleinen Menschen da hinein?“, das war vor über dreißig Jahren. - Nichts ist unmöglich? Wir haben das Handy; es gibt Menschen, die sich eine Reise rund um die Erde leisten können in einem sogenannten Raumschiff. Wir können Menschen mit mit winzigen Kameras kleinste Details des menschlichen Körpers erkunden; wir können vom heimischen Schreibtisch aus die kleine Dorfzeitung von Neuseeland durchblättern; wir können mit Fingerschnippen an der Börse das Guthaben um Millionen vermehren und mit der gleich Handbewegung ganze Konzerne in den Abgrund stürzen.

Nichts ist mehr unmöglich! Bis auf so eine winzige Kleinigkeit: Bei all dem großen Fortschritt verlieren wir immer mehr die Menschen aus dem Blick. Bei den kleinen Kindern ist uns immer noch daran gelegen, dass sie lernen, das Streichholz, das Feuerzeug so einzusetzen, dass es keinen Schaden anrichtet. Doch wenig später ist jedes Denken in Richtung „alles ist möglich“ überflüssig; ja geradezu hinderlich. Mein und Dein Tun machen Dinge möglich, derer wir uns oft vorher gar nicht bewusst sind, - auch weil wir zu kurz denken. Ein aus meinem Erleben immer wieder erlebbares Beispiel ist der Umgang mit dem PKW. Auf der Straße von A nach B gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung, durchgehend – das ist ärgerlich, behindert meinen Freiheitsdrang. Aber sicherlich ist es möglich hier 120 zu fahren, locker! Und es wird ja auch getan, viel zu oft – eben weil es möglich ist. Bis dann „der blöde Radfahrer“ den Weg kreuzte Du „wegen diesem Blödmann“ grad noch rechtzeitig vor dem Baum zum stehen gekommen bist. Oder wenn Du als Mutter im Beisein der Tochter dem Vereinsvorsitzenden erklärst „Klar, das habe ich unterschrieben; aber meinen Sie so was nehme ich ernst!??“ - Alles ist möglich, auch dass ich mein Versprechen, meine Zusage gar nicht ernst gemeint habe. Nur es wird immer seine Folgen haben, wenn ich diesen Möglichkeiten Raum gebe. - Und ich jetzt denke an das ganz andere „nichts ist unmöglich!“. Das persönliche Tief, die geradezu behindernde Erkrankung, schon seit Wochen zieht sich das hin; die Aussichten auf eine Gesundung schwinden mehr und mehr. „Nichts ist unmöglich“, ein letzter Strohhalm? ein Trost? Nein, ich kenne recht viele Menschen, die genau mit dieser Weisheit durch tiefe Täler gelangten, sie alle hatten sich an einem Wort des Jesus von Nazareth anvertraut „Nichts ist unmöglich für den, der glauben kann!“ (Markus 9, 14-29) – Testen wir uns doch mal selber: Was schmeckt besser: Wasser oder Wein? „Nichts ist unmöglich“ - und das ist gut so!

Dazu passt auch die Jahreslosung 2009

Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich“ (Lukas 18,27)

     

    Christel Prüßner, Religionspädagoge und Diakon

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