Juni 2011

"Wie wäre es mit einer Machbarkeitsstudie
für die eigene Urlaubszeit?"
 

Offen gefragt, wie wäre es mit einer Machbarkeitsstudie für die eigene Urlaubszeit?

Machbar ist wohl mehr als wir in unserer Gesellschaft aushalten möchten. Und darum gibt es an verschiedenen Stellen durch einen sogenannten gesellschaftlichen Konsens oder noch strikter durch gesetzliche Regelwerke. Sie sollen „das Schlimmste verhüten helfen“. - Wenn ich länger darüber nachdenke, kann ich nur erkennen, dass vom Prinzip her eine gute Lösung ist! Doch in dieser Erkenntnis wird sofort der Pferdefuß sichtbar.

Wer bestimmt tatsächlich, wo und wann die Grenze überschritten wird. Wer legt überhaupt fest, dass eine Grenze zu ziehen ist? - Einmal im Jahr richtig Urlaub, das muss doch machbar sein – oder?! Machbar, klar, das ist überhaupt kein Thema. - Und schon kommt aus der eine Ecke hier der Protest, „ich habe seit vierzehn Jahren noch keinen Urlaub machen können!“; ein nächster ergänzt für sich „das kann ich mir gar nicht leisten!“ - Wer an dieser Stelle überhaupt noch Mut hat, sich damit auseinander zu setzen, beweist großen Mut und ich verspreche Dir, es wird spannend.

Keinen Urlaub machen können? Das kann schon mal gar nicht sein; jeder abhängig in unserem Land beschäftigte muss eine erlaubte Zeit im Jahr ohne verpflichtende Arbeit sein dürfen, dafür steht ein Gesetz, das ein Minimum vorschreibt, weil diese Auszeit notwendig ist für jeden Menschen. - Sich keinen Urlaub leisten können, Und schon ist die nächste Gefahrenquelle aufgetan. Sich aus der täglichen Arbeit heraushalten, gar nicht hinschauen, einfach mal den Körper, den Kopf zur Ruhe kommen lassen, das hat mit Leistung nichts mehr zu tun, das ist genau das Gegenteil, kostet nichts außer die Entscheidung: Jetzt ist der Start und in vierzehn Tag ist das Ziel. Da schreit der Kaufmann auf, dem seine Kunden abhanden kommen könnten, das schreit der Alleinerziehende auf, Familie sei doch auch Arbeit. Und alle zusammen im Chor, wie soll ich Urlaub bezahlen. Und sie denken an Reisen, weit weg, „Tapetenwechsel“ sagen sie dazu, mal was anderes sehen.

Und warum nicht diese Auszeit einfach mal als Zeit der Ruhe anzunehmen, auch als Ruhe vor dem Taschengeld, der Geldbörse überhaupt von den Wertpapieren jeder Art. Die Scheckkarte in den Schrank packen und mit denen, die zu mir gehören nach neuen Wegen suchen – für diese Wochen der Erholung, das Auto stehen lassen, die Füße entdecken, den kleinen Bach an der Ortsgrenze entlang gegen, im Wasser, barfuß; in den Wald gehen und die Augen wandern lassen, kleine Experimente mit den Kindern wagen, wie das Bauen eines Instrumentes allein aus den Dingen, die im Wald liegen und dann alles im Wald zurück lassen und das Erlebte in sich mit nehmen.

Ein Machbarkeitsstudie zur Ferienzeit, was und wer begegnet mir, wenn ich frei und unbelastet bin. Die Tiere auf dem Feld; der frühere Nachbar, den Du schon lange nicht mehr gesehen hast; der schmeichelnde Duft einer dir immer noch unbekannten Pflanze; deine Kinder, die dir in Deiner eigenen Unbeschwertheit noch nie so aufgefallen sind. - Und – achte drauf – schon nach zwei drei Tagen besteht die Möglichkeit, dass Du sogar Dir selbst ganz neu begegnest.

Urlaub und Ferien sind machbar, und sie sind viel wertvoller, als der Sonderpreis der angeblich tollen Reise in die Ferne es versprechen möchte. Urlaub – die erlaubte Zeit des nicht in der Pflichtstehens, sie ist so wertvoll, dass ein Gesetz sie sogar verordnet – auch gegen Deinen Willen.

Und wo kommt jetzt „der liebe Gott“ ins Spiel? Der spielt die ganze Zeit schon mit, denn es sein Geschenk für uns, dass wir Zeiträume haben dürfen, auch für das Erholen. Jeden Tag der wohltuende Schlaf, jede Woche der Ruhetag, jedes Jahr die Ferien.

Machbar sind Urlaub und Ferien – und diese Zeit im Jahr lohnt!

„Denkt an das Wort, das euch Mose, der Knecht des HERRN, geboten hat: Der HERR, euer Gott, hat euch zur Ruhe gebracht und euch dies Land gegeben - auf dem Ihr steht.“ (Josua 1,13)

     

    Christel Prüßner, Diakon und Religionspädagoge

 

die veröffentlichte Fassung (besser hätte ich es auch nicht schreiben können!)

    Offen gesagt

    Urlaub einmal anders erleben

    Einmal im Jahr richtig Urlaub – das muss doch machbar sein, oder? Machbar, klar, das ist überhaupt kein Thema. Und schon kommt aus der einen Ecke der Protest: „Ich habe seit 14 Jahren keinen Urlaub machen können.“ Ein nächster ergänzt für sich: „Das kann ich mir gar nicht leisten.“ Wer sich an dieser Stelle überhaupt noch damit auseinandersetzt, beweist großen Mut. Keinen Urlaub machen können? Das kann schon mal gar nicht sein. Jeder abhängig Beschäftigte in unserem Land muss eine gewisse Zeit im Jahr ohne verpflichtende Arbeit verbringen dürfen. Diese Auszeit ist notwendig für jeden Menschen. Doch schon ist die nächste Gefahrenquelle aufgetan: Sich aus der täglichen Arbeit heraushalten, gar nicht hinschauen, einfach mal den Körper, den Kopf zur Ruhe kommen lassen, das hat mit Leistung nichts mehr zu tun, das ist genau das Gegenteil, das kostet nichts außer dieser Entscheidung: Jetzt ist der Start und in vierzehn Tagen ist das Ziel. Da schreit der Kaufmann auf, dem seine Kunden abhanden kommen könnten. Da schreit der Alleinerziehende auf, Familie sei doch auch Arbeit. Und alle zusammen im Chor: „Wie soll ich den Urlaub bezahlen?“ Sie denken an Reisen in ferne Länder – Tapetenwechsel sagen sie dazu, mal etwas anderes sehen. Und warum nicht diese Auszeit einfach mal als Zeit der Ruhe annehmen? Die Scheckkarte in den Schrank packen und mit vertrauten Menschen nach neuen Wegen suchen – für diese Wochen der Erholung das Auto stehen lassen, die Füße entdecken, den kleinen Bach an der Ortsgrenze entlanggehen, in den Wald gehen und die Augen wandern lassen, kleine Experimente mit den Kindern wagen. Was und wer begegnet mir, wenn ich frei und unbelastet bin? Die Tiere auf dem Feld, ein Mensch, den man lange nicht mehr gesehen hat, der schmeichelnde Duft einer immer noch unbekannten Pflanze. Außerdem kann man sich selbst ganz neu begegnen. Urlaub und Ferien sind machbar, und sie sind viel wertvoller, als der Sonderpreis der angeblich tollen Reise in die Ferne es verspricht. Urlaub – die erlaubte Zeit, in der man nicht in der Pflicht steht. Und wo kommt jetzt der liebe Gott ins Spiel? Der spielt die ganze Zeit schon mit, denn es ist sein Geschenk für uns, dass wir Zeiträume haben dürfen, auch für das Erholen. Jeden Tag der wohltuende Schlaf, jede Woche der Ruhetag, jedes Jahr die Ferien.

    Christel Prüßner, Diakon in der Kirchenregion Springe.

    01.07.2011 / LKDA Seite 4 Ressort: SPRI